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Liebesgeschichte(n)

Identität und Diversität vom 18. bis zum 21. Jahrhundert

Erschienen am 09.05.2019, 1. Auflage 2019
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593510293
Sprache: Deutsch
Umfang: 429 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 21.3 x 14 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der Ansatz der Lebenswissenschaften, Liebe auf biochemische Prozesse im menschlichen Körper zurückzuführen, wird zurzeit stark beachtet. Dieses Buch möchte solche Prozesse nicht leugnen. Aber es vertritt die Auffassung, dass erst ihre gesellschaftlich-kulturelle Überformung dem Phänomen Liebe die Gestalt verleiht, die für die Erlebenswirklichkeit des Menschen entscheidend ist. Wie werden die körperlich-seelischen Vorgänge ausgelöst, und wie werden sie gedeutet? Welche Werte, Normen und Leitbilder werden mit ihnen verknüpft? Welche gesellschaftlichen Regeln bestimmen den Umgang mit ihnen? Diese Fragen können nur vor dem Hintergrund des historischen Wandels beantwortet werden und fordern Historiker und Philologen, Soziologen und Kulturwissenschaftler gemeinsam heraus.

Autorenportrait

Frank Becker ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen.

Leseprobe

Vorwort Liebe ist ein komplexes und schwieriges Thema - nicht nur im Leben, sondern auch für die Wissenschaft. Das spiegelt sich darin, dass zahlreiche Fächer Forschungsanstrengungen auf diesem Feld unternehmen. Viel öffentliche Beachtung finden zurzeit die Lebenswissenschaften, welche die Liebe auf biochemische Prozesse im menschlichen Körper zurückführen. Ohne solche Prozesse verleugnen zu wollen, vertritt der vorliegende Band die Auffassung, erst deren gesellschaftlich-kulturelle Überformung verleihe dem Phänomen diejenige Gestalt, die für die Erlebenswirklichkeit des Menschen letztlich entscheidend ist. Wie werden die körperlich-seelischen Vorgänge gedeutet, welche Werte, Normen und Leitbilder an sie geknüpft - welche gesellschaftlichen Regeln bestimmen den Umgang mit ihnen? All dies lässt sich aus historisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive unter dem Begriff 'Semantik' zusammenfassen. Semantiken sind, wie alle gesellschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten, dem historischen Wandel unterworfen; und sie werden in Medien kommuniziert und gespeichert, wo sie für den Forscher greifbar sind. Liebessemantiken steuern das Erleben und Handeln der Menschen auf dem Feld ihrer intimen Beziehungen, aber oftmals auch darüber hinaus; und umgekehrt wirken Veränderungen in anderen Realitätsbereichen ständig auf die Entwicklung der Liebessemantiken zurück. Um solchen Zusammenhängen nachzuspüren, wurde am 21. und 22. September 2017 in Essen die internationale und interdisziplinäre Konferenz 'Liebesempfindungen, Liebeserfindungen. Semantiken der Liebe zwischen Kontinuität und Wandel - vom Barock bis zur Gegenwart' durchgeführt. Beteiligt waren Vertreterinnen und Vertreter der Fächer Geschichte, Germanistik, Romanistik, Soziologie und Filmwissenschaft. Aus den präsentierten Referaten sind die Beiträge des vorliegenden Bandes entstanden. Zusätzlich eingeworben wurde der Aufsatz von Takemitsu Morikawa. Bei der Konferenz wurde deutlich, dass vor allem Liebe und Identitätsbildung eng miteinander verknüpft sind. Von den Ansprüchen, die in bestimmten historischen Situationen an die Identitätsbildung gestellt werden, hängt die Präferenz für das eine oder andere Liebeskonzept in hohem Maße ab. Außerdem erwies sich die Unzulänglichkeit der althergebrachten Vorstellung, Gesellschaften seien - wiederum in bestimmten historischen Situationen - eindeutig von gleichsam hegemonialen Liebessemantiken beherrscht. Die aktuelle Tendenz zu einer starken Diversifizierung sollte uns für Konkurrenzverhältnisse zwischen unterschiedlichen Liebesmodellen sensibilisieren, die es auch in der Vergangenheit bereits gab. Der Band trägt diesen Ergebnissen Rechnung, indem er die Begriffe Identität und Diversität im Titel führt. Der Dank der Herausgeber gilt dem Profilschwerpunkt 'Wandel von Gegenwartsgesellschaften' an der Universität Duisburg-Essen unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Achim Görres, der die Konferenz ebenso wie die Publikation ihrer Ergebnisse in großzügiger Weise finanziell gefördert hat. Außerdem danken wir Dr. Thomas Ernst (Amsterdam), Dr. Stefan Hermes (Duisburg-Essen), Prof. Dr. Henriette Herwig (Düsseldorf), Prof. Dr. Werner Jung (Duisburg-Essen), Dr. Christian Steltz (Regensburg) und Prof. Dr. Anne-Charlott Trepp (Kassel), die die Sektionen der Konferenz kommentiert und dabei wichtige Anregungen gegeben haben. Bei der Redaktion des Tagungsbandes waren Dr. Antonia Gießmann-Konrads und Dr. Darius Harwardt (beide Duisburg-Essen) eine große Hilfe; von Verlagsseite betreute ihn gewohnt kooperativ und umsichtig Jürgen Hotz. Essen, im Dezember 2018 Frank Becker und Elke Reinhardt-Becker Semantiken der Liebe zwischen Kontinuität und Wandel - eine Skizze Frank Becker und Elke Reinhardt-Becker Selbstverständlich kann ein Überblick über die Entwicklung von Liebessemantiken von der mittelalterlichen Minne bis zur Gegenwart nur den Charakter einer Skizze haben. Diese Skizze soll aber Leistungen erbringen, die für die Gesamtkonzeption des vorliegend

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